Fahrzeugdaten:
Hersteller |
Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer Aktiengesellschaft, Frankfurt am Main |
Typ/Ausführung |
MB 250 |
Seitenwagen: |
Fa. Kali, Oberursel; Typ K 111 |
Baujahr |
MB 250: 1954 |
Leistung |
16 PS bei 5.600 U/min |
Hubraum |
247 cm3 |
Spitze |
ca. 90 km / h |
Leergewicht |
MB 250: 145 kg |
Kilometerleistung |
Als Gespann: 3.113 km |
Wievielter Motor |
Nicht nachvollziehbar |
Vorbesitzer |
Mindestens 2 |
Typ wurde gebaut |
1954 – 1956 |
Stückzahl |
ca. 10.200 |
Original-Kaufpreis |
MB 250, Basismodell: 1.985 DM Seitenwagen: ca. 550 DM |
Zweitakt-Twin mit Boot
von S.Förster, 28. August 2015
Um 1955 schaffte sich Gerhard Meyer eine einzylindrige Adler M 100 für den Weg zur Arbeit an. Faszinierender fand er allerdings die Zweizylinder-Modelle. Wenige Jahre darauf war er Vater geworden und ganz dicht davor, ein gebrauchtes MB 250 – Gespann zu erwerben. Aber inzwischen war auch ein Auto erschwinglich. Und sollte es die kleine Familie nicht so bequem wie möglich haben? Die Schwiegereltern sorgten mit freundlichem Nachdruck für die Entscheidung zu vier Rädern und Dach. Mehrfach versuchte er später, über den Anzeigenteil der Oldtimer Markt an eine Adler MB 250 zu gelangen. Stets war die inserierte Maschine bereits verkauft. 1986 stieß er endlich auf ein Angebot, das noch stand. Ohne zu zögern lieh er sich den Lieferwagen seines Arbeitgebers und fuhr nach Berlin, – damals noch eine Insel im sozialistischen Osten. Doch zwischen den Anpreisungen des Verkäufers und dem tatsächlichen Zustand des Motorrades lagen Welten. Keinesfalls war es die verlangten 1.200 DM wert. Alles sah nach einer langen missgelaunten Rückfahrt aus, als der Anbieter das Angebot plötzlich um diverse Blechteile sowie einen intakten unverbeulten Tank erweiterte. Für 200 DM weniger als geplant konnte Gerhard Meyer das „Gesamtpaket“ aufladen. Er weiß noch, wie mitleidig der Grenzposten blickte, als er ihn mit der wenig sehenswerten Fracht passieren ließ. Die erwies sich zudem als Mogelpackung: Der eingebaute Motor gehörte zu einer M 200 (9,3 PS), wie sich herausstellte, als der Imser ihn zwecks Restauration zu einem ihm bekannten Adler – Ersatzteilhändler nach Bitburg brachte. Letzterer besaß passende Motoren, wollte jedoch keinen verkaufen, – bis er Meyers selbstangefertigte Dichtungsringe sah, die dieser zu Vergleichszwecken dabei hatte. „Das können Sie?“ Nun durfte der gelernte Modell– und Formenbauer doch einen 250er Motor kaufen – und im Gegenzug bei der Anfertigung und Beschaffung verschiedenster Gummi-Ersatzteile helfen. Seine MB 250 restaurierte er innerhalb von zwei Jahren und fuhr sie mehrere Jahre als Solomaschine. Anfang der 1990er Jahre erstand er den Kali – Seitenwagen. Natürlich lief auch dabei nichts wie geplant, aber zuletzt besaß er ein Gespann, wie er es sich 1958 bereits angesehen hatte. „Die erste Fahrt mit Seitenwagen war kriminell!“, erinnert er sich. Wohlweislich auf der nahezu verkehrsfreien Straße am Wohnhaus zog er seine Übungsrunden – und die ängstlichen Blicke seiner Frau auf sich. Irgendwann hat er den Bogen raus gehabt und auch seine Frau „ins Boot geholt“. Bei unzähligen Oldtimertreffen war er seither mit dem Gespann, die längeren Anreisen absolviert er jedoch per Anhänger. Besonders gefallen haben ihm zwei Ausfahrten im Rahmen von ADLER-Treffen: Eine ging von Herford durchs Lipper Land, die andere durch den Odenwald, von Erbach aus.